Freitag, 29. Mai 2015
Armut und das Rentenniveau in Deutschland
„Deutschland geht es gut. Das ist ein Grund zur Freude.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel blickt auf Deutschland, es scheint der Blick einer Blinden zu sein. Das oben genannte Zitat stammt aus der Neujahrsansprache 2012 und wird von ihr seitdem Gebetsmühlenartig hinunter gebetet. Fragt sich nur wo es Deutschland denn gut geht. In der Bundesregierung freut man sich über die schrumpfende Unterschicht und die wachsende Mittelschicht. Das hat unsere Regierung prüfen lassen, durch den Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen. Was macht der so? Die Wirtschaftsweisen machen wirtschaftliche und gesellschaftliche Prognosen. Und so sollten sie untersuchen ob der Bürger recht hat wenn er über die Unterschiede der Einkommensgruppen klagt. Das echte Ergebnis wird wohl gewesen sein, dass diese Unterschiede zu groß waren, deshalb hat der Sachverständigenrat begonnen die Untersuchungen zu bearbeiten. Sie haben nicht die Daten manipuliert, das muss hier klargestellt werden. Man hat nur Bedingungen geändert. Klingt kompliziert, deshalb erkläre ich es kurz. Man hat die Grenze zwischen Unter- und Mittelschicht nach unten „korrigiert“. Also etwa 150 Euro über Hartz IV, auf 855 Euro. Somit gibt es plötzlich viel mehr Mittelschicht als Unterschicht. Außerdem hat man in dieser Untersuchung einfach die sehr reichen herausgenommen. Nochmal zum genießen: Untersuchung zwischen Arm und Reich und die Reichen werden einfach nicht mit eingerechnet. Und so stellt sich raus, es gibt keine krassen Unterschiede zwischen Arm und Reich.
Man beschwert sich ständig, dass die neoliberale Politik, also Politik zu Gunsten der Reichen, der FDP in der Schwarz-Gelben Koalition, Schuld hat an der in Zukunft extrem verbreiteten Altersarmut und dem Absenken des Rentenniveaus. Aber wenn man zurückschaut merkt man, dass Deutschland für derlei neoliberale Schweinereien gar keine Partei die sich dem Neoliberalismus verschrieben hat braucht. Hier reicht die Partei, die sich den Arbeitern, der bürgerlichen Mitte verschrieben hat: Die SPD. Die Liste der Projekte, die dem Arbeitenden in Deutschland wenn nicht auf kurzer, dann eben auf langer Zeit das Genick brechen wird ist lang, daher nur die Highlights. Das Rentenniveau wurde unter Rot-Grün, SPD und Grüne, gesenkt, sodass bei der gesetzlichen Rente bis 2030, dem Rentner von seinem letzten Nettolohn, also abzüglich Steuern, den er als Arbeiter verdient hat 43 % abgezogen werden und ihm als Rente ausgezahlt werden. Die, die dass hier lesen und ein Einkommen haben, zieht doch mal 43% von eurem Nettolohn ab. Viele müssten sich dann fragen, ob sie in ihrer Wohnung bleiben oder sich lieber aufs Essen konzentrieren sollten.
Jetzt kommt leider etwas Mathe ins Spiel, das muss jetzt leider sein, aber dann versteht es auch jeder. Zwecks eines kleinen Vergleichs bring ich nun noch Hartz IV ins Spiel. Der Hartz IV-Satz für einen Single beträgt inklusive Mietzuschuss etwa 700 Euro. Für Rentner mit sehr niedrigem Rentensatz gibt es dafür eine etwas abgespeckte Version, nämlich die „Bedarfsorientierte Grundsicherung“, gerne abgekürzt mit Grusi, mit der der Rentensatz auf knapp unter 700 Euro aufgestockt wird. Nimmt man jetzt ein durchschnittliches Bruttoeinkommen, also ohne Abzug von Steuern, von 2000 Euro. Das wären dann 1400 Euro netto. Davon nehmen wir jetzt noch die 43% weg und kommen damit knapp über die Grusi. Jetzt ist es noch interessant, dass 40% der Erwerbstätigen in Deutschland 2000 Euro oder weniger verdienen. So kann sich beinahe die Hälfte der Deutschen auf Altersarmut einstellen. Aber das ist kein Grund zur Sorge, denn: „Deutschland geht es gut...“. Nur freuen kann mich darüber nicht wirklich.

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